Neue Verdachtsfälle von Wettmanipulation im Tennis

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In Deutschland sind neue Verdachtsfälle von Wettmanipulation aufgetreten. Ins Rollen gebracht wurde die Causa durch einige Wettanbieter, die die Information dem Fernsehsender ZDF zugespielt haben. Für die Branche, die ohnehin um ihren Ruf kämpft, ist dies ein weiterer Rückschlag. Tenniswetten.de hat die wichtigsten Infos und wir erklären als Fachportal zum Thema Tenniswetten, warum die Buchmacher am Ende des Tages durch diesen Betrug doppelt geschädigt werden.

Der Fall Halle

Ausgerechnet Tennis sorgt immer wieder für Schlagzeilen, wenn es um Betrug und Spielmanipulation geht. Diesmal steht unter anderem die International Premier League aus dem Sommer 2020 unter Manipulationsverdacht. Die Turnierserie ist im Juli und August im deutschen Halle über die Bühne gegangen und hat mit einem attraktiven Preisgeld von 150.000 Euro viele Tennisprofis, die Corona-bedingt im Frühjahr nicht spielen konnte, angezogen. Konkret geht es um mehrere Partien, an denen zwei Spielerinnen, darunter die Serbin Barbara Bonic, beteiligt waren. Insgesamt gibt es 2020 über 100 Matches mit Auffälligkeiten.

Aufgekommen ist der Verdacht, weil einige Tennis Wettanbieter ungewöhnliche Aktivitäten verzeichnet haben. Das berichten mehrere Medien, darunter der ZDF. [1]

infoBarbara Bonic ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt, angeblich steht die Serbin bereits bei einigen Buchmachern auf der schwarzen Liste. Wetten auf ihre Spiele werden nicht mehr angenommen.

Djokovic bestätigt Bestechungsversuch

novak djokovic

Novak Djokovic bestätigte, dass man auch ihn schon für Manipulation gewinnen wollte.

Dass der Tennissport ein Problem haben könnte, möchte man ausgerechnet vor Ort nicht wahrhaben. Der Turnierdirektor der ebenfalls in Halle beheimateten Noventi Open, Ralf Weber, sieht seine Veranstaltung im Sommer 2021 nicht gefährdet und meint wörtlich:

„Wir bieten hier seit 30 Jahren Profi-Tennis auf Weltklasse-Niveau und ich bin mir sicher, dass die Top-Spieler für derartige Verlockungen nicht anfällig sind."

Dem stehen zahlreiche Berichte von Spitzensportlern entgegen. So hat beispielsweise Novak Djokovic bestätigt, 2007 aufgefordert worden zu sein, in St. Petersburg zu verlieren. Ihm wurden dafür 200.000 Dollar angeboten. Auch der Argentinier Marco Trungelliti berichtet:

„Es gibt unter den Top 50 der Welt Profis, die Spiele manipuliert haben. Man kann nicht sagen, es wird nur in den unteren Bereichen betrogen. Nein, es passiert auf allen Ebenen."

Tennis und Wettmanipulation - darum ist der Sport so anfällig

Aber warum ist gerade der Tennissport so anfällig für Manipulation und Wettskandale?

  1. Vermutlich, weil es vergleichsweise einfach ist, auf die Spieler zuzugehen und es – anders als beim Mannschaftssport – genügt, eine Person ins Boot zu holen.
  2. Für diese ist es wiederum relativ einfach, ein Match in eine gewisse Richtung zu lenken. Dies gilt insbesondere, wenn der Favorit das Duell manipulieren soll. Man kann durch Doppelfehler und unerzwungene Fehler eine Niederlage „künstlich" herbeiführen.
  3. Hinzu kommen die attraktiven Bestechungssummen, die Profis anfällig machen, insbesondere wenn sie eine spielerische Durststrecke haben.

Wettbranche und Tennisverbände sagen Betrug den Kampf an

wettmanipulation im tennis symbolbildWettbetrug ist immer wieder ein Thema und stellt die Branche vor große Herausforderungen. Denn am Ende des Tages trifft eine Manipulation von Spielen die Buchmacher mehrfach und hart.

Einerseits stehen die Unternehmen ohnehin gerne in der Kritik und kämpfen seit Jahren um größere Akzeptanz. Im derzeit stattfindenden Legalisierungsprozess in Deutschland ist dies ein herber Rückschlag. Denn Spielmanipulation gibt Kritikern erneuten Nährboden und es wird damit abermals am Image der Sportwetten im Internet gekratzt.

Darüber hinaus bedeutet ein Spielbetrug für die Wettunternehmen auch einen wirtschaftlichen Schaden. Zu Unrecht erzielte Gewinne aus betroffenen Wetten sind oft schon ausbezahlt, wenn sich der Verdachtsfall erhärtet.

Deshalb gibt es von Seiten der Wettanbieter mittlerweile ausgeklügelte Frühwarnsysteme. Anhand bestimmter Kriterien, die auf eine Manipulation hindeuten, schlagen diese aus und es können weitere Untersuchungen eingeleitet werden.

Auch bei den Verbänden ist man sich der Verantwortung, die die vielen Manipulationsfälle mit sich bringen, bewusst. 2008 wurde in Zusammenarbeit unter anderem der WTA und der ATP die Tennis Integrity Unit (TIU)[2] ins Leben gerufen, deren Aufgabe es ist, Korruption im Tennis aufzuspüren. Dazu werden auch die Tennisprofis in die Pflicht genommen, die angehalten sind zu melden, wenn ihnen derartige Angebote unterbreitet werden.

Besteht ein konkreter Verdacht, können auch persönliche Handys überprüft werden, andernfalls fassen die Spieler eine Sperre aus. Auf diese Weise wurden seit 2008 viele Fälle von Manipulation aufgedeckt. Berühmtes Beispiel ist der Österreicher Daniel Köllerer, dessen Karriere dadurch 2011 endete.

Für alle genannten Personen gilt die Unschludsvermutung.


Quellenverzeichnis

[1] https://www.zdf.de/nachrichten/sport/tennis-wettbetrug-100.html
Bericht zum möglichen Wettbetrug beim ZDF online
[2] https://www.tennisintegrityunit.com/
Website der Tennis Integrity Unit – einer Einrichtung gegen Korruption im Tennis

Autor: Dani
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