Wettmanipulation: Zahlen für 2020 zeigen Anstieg auf

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Vor wenigen Tagen veröffentlichen die IBIA und die GLMS unabhängig voneinander ihre Jahresberichte zum Thema Spiel- und Wettmanipulation. Die Reports sind sich einig: 2020 hat es deutlich mehr Verdachtsfälle gegeben als noch 2019. Unter den Sportarten mit den meisten Meldungen liegt Tennis an vierter (GLMS) bzw. sogar an erster (IBIA) Stelle.

Tennis ist besonders gefährdet

Die Zahlen, die die GLMS (Global Lottery Monitoring System) wie auch die IBIA (International Betting Integrity Association) für 2020 präsentieren, stimmen in ihrem Grundtenor überein: Im Report der Wettbranche (IBIA) ist von 48% Anstieg gegenüber dem Vorjahr die Rede, die Zahlen der der Lotterievereinigung GLMS legen demgegenüber einen Zuwachs von 41% nahe. Im Detail gehen die Berichte jedoch auseinander.

Während die GLMS die größte Gefährdung bei Fußballspielen sieht (832 von insgesamt 1.113 Meldungen), häuften sich laut IBIA die Verdachtsmomente besonders bei Tennisbegegnungen (98 von insgesamt 270). Im Bericht der GLMS liegt Tennis aber immerhin an vierter Stelle hinter

  • Fußball
  • Basketball
  • Eishockey

Die Zahlen im Vergleich

VerdachtsfälleGLMSIBIA
absolut:1.113270
nach Sportart
Fußball83261
Basketball 1349
Eishockey 552
Tennis 5098
American Football 11x
eSport 1028
Volleyball 105
Handball 53
Baseball 3x
Tischtennis 144
Badminton 12
Sepak 1x
Pferdrennen x7
Bowls x4
Darts x3
Cricket x2
Boxen x1
Beachvolleyball x1
nach Kontinent
Europa 727 141
Asien 191 45
Südamerika 90 12
Nordamerika 64 22
Afrika 23 22
Ozeanien 7 x
International 11 28

infoDies hat freilich damit zu tun, dass die beiden Institutionen ihre Meldungen unabhängig voneinander erhalten. So ist es auffällig, dass bei der Vereinigung der Lotterien insgesamt 1.113 solcher Verdachtsmomente angezeigt wurden, bei der IBIA waren es im Vergleich nur 270. Bei letzterer sind vor allem die Buchmacher, das heißt die Mitglieder selbst diejenigen, die Meldungen einbringen, außerdem gibt es eigene Monitoring-Systeme, die die Wettmärkte überwachen.

Bei der GLMS stammen die Warnungen aus unterschiedlichen Quellen.

  • Die meisten sind auf Nachrichten aus Spielerkreisen selbst zurückzuführen (402).
  • Fast ebenso häufig ergaben sich die Verdachtsmomente aber aufgrund der Quoten: signifikante (192), verdächtige (57) oder sonstige Quotenänderungen (114), die ungewöhnlich erscheinen, sowie falsche Eröffnungsquoten (140) werden im Dokument der GLMS angeführt.
  • Gerüchte (5) und Berichte von Mitgliedern (44) spielen ebenfalls eine Rolle.

Hoher Anstieg im Corona-Jahr gibt zu denken

2020 war, aufgrund der Coronakrise, zudem erstmals der eSport in signifikanter Weise Gegenstand von potentieller Spielmanipulation. Generell werden die Zahlen beziehungsweise der deutliche Anstieg an Meldungen als Warnschuss interpretiert; gerade aufgrund der Pandemie haben wesentlich weniger Sportveranstaltungen stattgefunden als in einem normalen Jahr.

Über IBIA und GLMS

Beide Institutionen agieren unabhängig voneinander, haben sich aber demselben Zweck verschrieben: Das Ansehen und die Integrität der Wettbranche zu stärken, indem sie sich gegen Wettmanipulation engagieren. Kernaufgabe ist es, verdächtige Aktivitäten zu identifizieren und nachzuverfolgen. Die Vereinigungen kommen dabei von unterschiedlichen Seiten der Industrie.

Das Global Lottery Monitoring System (GLMS) wurde 2009 auf Initiative der staatlichen Lotterien in Europa gegründet, agiert aber mittlerweile rund um den Globus und zählt weltweit 32 Mitglieder. Bereits vier Jahre früher, 2005, nahm die International Betting Integrity Association (IBIA) ihre Tätigkeit auf, damals noch unter dem Namen ESSA. Zu den Mitgliedern zählen ausschließlich lizensierte Buchmacher, darunter viele große Namen der Branche wie Bwin, Interwetten, Bet-at-home oder William Hill.


Quellen

https://glms-sport.org/wp-content/uploads/2021/01/21_GLMS_Annual_Report_2020.pdf
https://ibia.bet/wp-content/uploads/2021/02/ANNUAL_REPORT-2020-_final.pdf

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Autor: Dani
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