Das zweite Halbfinale der US Open hat die nach der Setzliste vorprogrammierte Spielerpaarung zwischen der Nummer eins und den an dritter Stelle gereihten Spieler gebracht. Titelverteidiger Carlos Alcaraz geht am Freitag gegen Daniil Medvedev, dem Turniersieger von 2021, als Favorit in das Duell um den Einzug ins Finale des letzten Grand Slams des Jahres, auch wenn ein wesentlich ausgeglichneres Match als im anderen Semifinale zwischen Ben Shelton und Novak Djokovic zu erwarten ist.
Alcaraz, der die Australian Open aufgrund einer Oberschenkelverletzung noch verpasst hatte, zeigt in diesem Jahr eine für sein junges Alter fast unheimliche Konstanz. Von zwölf gespielten Turnieren konnte er die Hälfte gewinnen, je zweimal verlor er erst im Finale bzw. der Vorschlussrunde. Aktuell hält der 20-Jährige bei 58 Matchsiegen in der laufenden Saison und der fantastischen Erfolgsquote von 90,63 Prozent.
Allerdings musste der amtierende Wimbledon-Champion vier seiner sechs Niederlagen auf Hartplatz hinnehmen, die letzten zwei bei den Masters-Events von Toronto und Cincinnati auf dem nordamerikanischen Hardcourt-Swing unmittelbar vor den US Open.
Von ähnlichen Zahlen kann Daniil Medvedev nur träumen, obwohl auch er eine mehr als grundsolide Saison spielt. Stolze fünf Titel hat der Russe in diesem Jahr bereits zu Buche stehen, darunter jene bei den ATP1000-Turnieren von Miami und Rom.
Allerdings benötigte Medvedev bei der Umstellung von Rasen auf seinen absoluten Lieblingsbelag in diesem Jahr eine ungewöhnlich lange Anlaufzeit, fand in New York aber nach dem frühen Scheitern in Kanada und Ohio rechtzeitig zu seiner Form.
Wettquoten vom 8.9.2023 – Bitte beachte, dass die Quoten der Buchmacher sich laufend ändern können / Der Quotenvergleich ist nur eine Auswahl der Redaktion / Es gelten die AGB der Anbieter / Wetten erst ab 18+ / Alle Angaben ohne Gewähr
Weltranglistenposition, Saisonbilanz und Performance beim letztjährigen Turnier sprechen für Carlos Alcaraz, dementsprechend schätzen die internationalen Wettanbieter die Nummer eins der Setzliste auch als Favoriten in diesem Semifinale ein und errechneten Wettquoten zwischen 1,25 und 1,27 auf einen Finaleinzug des Jungstars.
Was die aktuelle Form und auch das historische Abschneiden bei den US Open betrifft, steht Daniil Medvedev seinem Kontrahenten allerdings um nichts nach, zudem gilt der 27-Jährige als absoluter Hartplatz-Fetischist, während der Spanier eher über ein Allcourt-Spiel verfügt. Insofern verwundern die durchschnittlichen Quoten von 4,00, die von den Buchmachern auf einen Sieg des Russen angeboten werden, ebenso wenig.
Für Freitag prognostizieren die Meteorologen auch leichte Regenschauer in Flushing Meadows, was die Aussichten des Außenseiters keinesfalls trüben sollten. Klar hat Medvedev in fünf Sätzen gegen Alcaraz in diesem Jahr nur insgesamt 14 Games gewonnen, der 20-fache Turniersieger kann aber sowohl mit seinem Verhalten als auch seinem ungewöhnlichen Spielstil jedem Gegner den Nerv ziehen, für Konzentrationsschwächen ist er auch etwas weniger anfällig.
Letztlich setzt das Expertenteam von tenniswetten.de aber auf die höheren Gesamtqualität von Carlos Alcaraz, glaubt aber, dass der Titelverteidiger für seinen Erfolg leiden muss und das Finalticket erst nach fünf Sätzen buchen kann.
Unser Tipp:
Carlos Alcaraz gewinnt nach fünf Sätzen. Für diesen Tipp multipliziert 1Bet den Einsatz mit dem Faktor 6,25.
Im direkten Vergleich führt Carlos Alcaraz mit 2:1, die beiden Aufeinandertreffen der laufenden Spielzeit in Indian Wells und Wimbledon entschied der Spanier ganz deutlich und ohne Satzverlust für sich.
Was spricht für US Open Halbfinalsieg von Carlos Alcaraz?
Es gibt Tennisprofis, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur in der Lage sind, die Zuschauer zu fesseln, und andere, die schlicht durch ihren Spielstil das Publikum in Ekstase versetzen. Carlos Alcaraz gehört definitiv zur zweiten Kategorie, obwohl er phasenweise auch in die Rolle des Entertainers schlüpft. Der Mann aus El Palmar verfügt über alle Schläge, einen erstaunlichen Spielwitz, eine makellose Physis, ein enormes Kämpferherz und bringt damit eine unglaubliche Energie auf den Platz.
Schon bei der Spieleröffnung vermag Alcaraz mit unterschiedlichen Service-Varianten seinen Gegner zu überraschen, übt durch die frühe Ballannahme von der Vor- und Rückhandseite permanent Druck aus, rückt oft ans Netz vor, streut immer wieder einen nicht zu erahnenden Stop ein und findet auch Lösungen, sich aus beengten Situationen zu befreien. Einzig der Spieltrieb geht manchmal mit ihm durch, auch den Fokus tendiert er ab und an zu verlieren, was in einem Best-of-Five-Match aber durchaus zu verkraften ist. Doch echte Schwächen? Fehlanzeige!
Und Flushing Meadows hat sich als der mit Abstand beste Major-Boden für den Titelverteidiger erwiesen, der zum dritten Mal im USTA Billie Jean King National Tennis Center aufschlägt. Von seinen 17 auf der Anlage des amerikanischen Tennisverbandes ausgetragenen Matches hat er 16 gewonnen, was die unfassbare Siegquote von 94,12 Prozent ergibt. Und: Bei der einzigen Niederlage im Viertelfinale 2021 gegen Felix Auger-Aliassime musste er nach dem ersten Satz wegen zwickender Adduktoren aufgeben.
Bei der 143. Auflage des Turniers sah sich Alcaraz bisher mit wenig Gegenwehr konfrontiert, einzig Dan Evans konnte ihm in Runde drei einen Satz abringen. Insgesamt musste der zwölfmalige Titelgewinner auf der ATP-Tour nur 11:06 Stunden arbeiten, um ins Semifinale vorzustoßen, 80 Minuten kürzer als Daniil Medvedev.
Und dafür war nicht einmal immer die beste Leistung nötig: Im Viertelfinale gegen Sascha Zverev standen 29 Winnern 34 Eigenfehler gegenüber, das Percentage der ersten Aufschläge lag bei bescheidenen 57 Prozent.
Was spricht für US Open Halbfinalsieg von Daniil Medvedev?
Weniger mit seiner unorthodoxen Spielanlage als mit seiner überaus schrägen Art hat es Daniil Medvedev geschafft, nach anfänglichen Funkstörungen die als flegelhaft bekannten New Yorker Tennisfans auf seine Seite zu ziehen. Auf den Rängen des Arthur Ashe Stadiums ist daher von einem relativ ausgewogenen Match auszugehen.
Der schlaksige 1,98-Meter-Mann scheint wie für das Tennis auf Hardcourt geschaffen zu sein. Die extrem flach und mit sehr wenig Spin gespielten Schläge bereiten auf dem festen Untergrund fast jedem Gegner Probleme. Vor allem die schwer zu lesende, beidhändige Rückhand gilt auf schnellen Belägen als eine der unangenehmsten am gesamten Circuit. Und selbst wenn es ihm beim Service nicht schnell genug gehen kann, wartet Medvedev im Ballwechsel seelenruhig auf seine Chance, ehe er den Schlag lang und schnurgerade in eine Platzecke zieht.
Wie für Alcaraz stellen die US Open auch für die Nummer drei der Welt das beste Grand-Slam-Turnier dar. Sein bisher einziger Major-Titel, ein Endspiel und sein nun zweites Halbfinale kann Medvedev im New Yorker Stadtteil Queens verzeichnen, von 33 gespielten Matches im Big Apple gewann er 28.
Zwar stand der Moskauer bei der diesjährigen Ausgabe etwas länger am Court und musste im Turnierverlauf auch einen Satz mehr abgeben als sein freitägiger Widersacher, dennoch kam er gegen Landsmann Andrej Rublev problemlos durch das Viertelfinale. Allerdings wird Medvedev wohl hoffen, erst in der Night Session zum Zug zu kommen, machte ihm die Hitze doch sichtlich und hörbar zu schaffen. Die Ansetzung der beiden Semifinals erfolgt am Donnerstag Abend.
„Ich bin mit dem Level, auf dem ich hier spiele, sehr glücklich und fühle mich auf diesem Court einfach wohl", richtet Carlos Alcaraz eine Kampfansage an seinen kommenden und vielleicht auch übernächsten Gegner. Gegenüber dem Vorjahr sei er wesentlich reifer geworden, meint der Weltranglistenerste weiter: „Ich fühle mich wie en komplett anderer Spieler. 2022 bin ich in meinem ersten Grand-Slam-Semifinale gestanden, jetzt spiele ich mein viertes. Vor allem mit Drucksituationen kann ich heute besser umgehen."
An die Duelle mit Daniil Medvedev hat er jedenfalls gute Erinnerungen.
„Als ich vor einem Monat in Wimbledon gegen Daniil gespielt habe, war er taktisch perfekt eingestellt. Ich hatte aber meine Hausaufgaben vor dem Match gut erledig und glaube, dass mein Spiel gegen diesen Typ Gegner gut passt. Und weil es zuletzt zweimal hintereinander gut funktioniert hat, werde ich diese Partie diesmal ähnlich anlegen."
– Carlos Alcaraz
Auch zu einer potenziellen Wimbledon-Revanche in einem etwaigen Finale gegen Novak Djokovic nimmt er Stellung: „Viele Leute wollen ein Rematch gegen Novak sehen, das jetzt natürlich viel wahrscheinlicher geworden ist als noch zu Beginn des Turniers. Aber uns beiden steht noch ein schweres Halbfinale bevor, auf das wir unseren ganzen Fokus legen müssen."
Sein Gegenüber hofft zunächst einmal auf Abkühlung. „Die Hitze ist brutal. Ich habe vom ständigen Griff zum Handtuch keine Haut mehr auf meiner Nase und war vom vielen Schweiß so benebelt, dass ich den Ball kaum sehen konnte." Dabei war sein Viertelfinale gegen Rublev in drei Sätzen vorbei. „Keine Ahnung, wie weit wir noch hätten gehen können, bevor es gefährlich werden würde. Ich habe aber auch keine Antwort, wie man das Problem angehen könnte, selbst am Abend ist es in New York verdammt heiß."
Mit seiner Form scheint er vor dem Semifinale dennoch zufrieden.
„Auf einer Skala bis zehn stehe ich bei zehn. Aber gegen Carlos muss ich elf bringen. Er spielt bei diesem Turnier sensationell. Insbesondere bei Breakbällen macht er unglaubliche Schläge. Ich habe allerdings auch das Gefühl, dass mein aktuelles Level reicht. Es ist definitiv nicht schlechter als vor zwei Jahren, als ich den Titel hier gewonnen habe."
– Daniil Medvedev
Aus den letzten Niederlagen gegen seinen Semifinalgegner will Medvedev seine Lehren gezogen haben. „Ich bin ein Kämpfer und muss schlicht andere Lösungen finden." Doch was macht es gegen die Nummer eins so schwer? „Er hat alle Schläge und mehr Power als alle anderen. Viele Spieler haben Probleme, den Ball an mir vorbeizubringen, weil ich nicht aufhöre zu laufen. Carlos schafft es allein durch die Härte seiner Schläge."
Unschlagbar sei der Branchenprimus aber nicht.
„Jeder kann verlieren. Auch Novak wurde schon geschlagen - und Rafa auf Sand, was praktisch unmöglich ist. Ich werde es gegen Carlos wieder probieren, muss aber besser servieren als beim letzten Mal, die Linien treffen und zu hundert Prozent bereit sein."
– Daniil Medvedev
Tobi hat die Halbfinalvorschau Alcaraz - Medvedev verfasst
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
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