Das al-Bayt-Stadion von al-Chaur, wo mit dem Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Ecuador alles begann, ist zum neunten und letzten Mal Schauplatz eines Spiels der 22. Fußball-Weltmeisterschaft. Im zweiten Halbfinale treffen am Mittwoch, den 14. Dezember, ab 20:00 Uhr MEZ, mit Frankreich und Marokko der aktuelle Titelträger und die große Sensation des Turniers aufeinander. Historisch sind die beiden Nationen eng verbunden, Teile Marokkos standen lange Jahre unter französischem Protektorat.
Der Weltranglistenvierte aus Europa hat fast alle relevanten Statistiken auf seiner Seite und geht folgerichtig als klarer Favorit in dieses vermeintlich ungleiche Duell. Während Marokko als erstes afrikanisches Team in einer WM-Vorschlussrunde bereits den mit Abstand größten Erfolg seiner Fußballgeschichte feiern darf, steht die Equipe Tricolore in ihrem siebenten Semifinale, die letzten drei wurden auch gewonnen. Und setzt sich Frankreich tatsächlich zum dritten Mal die Weltmeisterkrone auf, wäre man die erst dritte Nation nach Uruguay 1938 und Brasilien 1962, die den Titel erfolgreich verteidigen kann.
Mit dem Einzug der Nummer 22 im FIFA-Ranking ins Halbfinale, erreichten in Katar erstmals seit 20 Jahren und zum dritten Mal überhaupt Mannschaften aus drei verschiedenen Kontinenten die Runde der letzten Vier. Marokkos Meritenwand ist dennoch kaum dekoriert. Zwar nahmen die Löwen vom Atlas 1970 als erste afrikanische Auswahl nach dem Zweiten Weltkrieg an einer Weltmeisterschaft teil, kamen im sechsten Versuch aber erst zum zweiten Mal aus der Gruppenphase heraus. Selbst beim Afrika-Cup agierte man meist glücklos, neben dem Titelgewinn 1976 erreichten die Marokkaner nur ein weiteres Finale.
Wettquoten am 14.12.2022 – 8:55 Uhr – Bitte beachte, dass die Quoten der Buchmacher sich laufend ändern können / Der Quotenvergleich ist nur eine Auswahl der Redaktion / Es gelten die AGB der Anbieter / Wetten erst ab 18+ / Alle Angaben ohne Gewähr
Für die Buchmacher der renommierten Wettanbieter stellt das zweite Halbfinale eine klare Angelegenheit für Frankreich dar. Einen Endspieleinzug des Titelverteidigers werten die Bookies mit einer durchschnittlichen Siegquote von 1,55. Wer glaubt, dass sich Marokko zumindest in die Verlängerung rettet, bekommt für ein Remis den rund vierfachen Einsatz ausgezahlt. Und eine Sensation durch die Nordafrikaner nach regulärer Spielzeit würde eine Wettquote von maximal 7,09 bringen.
Frankreich wird sich in der nordostkatarischen Küstenstadt auf ein echtes Auswärtsspiel einstellen müssen. Neben den 15.000 permanent im Land wohnenden Marokkanern kommen vor dem Halbfinale noch rund 30 Charterflüge aus dem Atlas im Wüstenemirat an. Als letzter arabischer Vertreter im Turnier ist dem Außenseiter auch der Support der Gastgebernation garantiert.
Und Les Bleus sind gewarnt, immerhin eliminierten die Nordafrikaner mit Spanien und Portugal schon zwei hochgehandelte europäische Vertreter, zuvor hatte das belgische Starensemble in der Gruppenphase dran glauben müssen. Bereits im für sie bedeutungslosen Vorrundenfinale gegen Tunesien zogen die Franzosen den Kürzeren, doch noch nie hat eine Nation beim selben Turnier zweimal gegen eine Elf vom schwarzen Kontinent verloren.
Bei aller Unterstützung der Zuschauer und der enormen Leidenschaft, die Marokko auf den Platz legt, kommen die bei durchaus prominenten europäischen Klubs beschäftigten Akteure nicht an die Klasse der französischen Starspieler heran. Denn auch die Equipe Tricolore, in früheren Jahren oft ein zerstrittener Haufen, zeigt eine eingeschworene Mentalität, bei der einer für den anderen rennt.
Geduld könnte ein Schlüssel zum Erfolg werden. Je länger Mbappe und Co. brauchen, um den marokkanischen Abwehrriegel zu knacken, desto eher steigen die Chancen auf eine weitere Sensation. Ein Elfmeterschießen wird der amtierende Weltmeister gegen Superkeeper Bono sicher vermeiden wollen.
Das Expertenteam von tenniswetten.de geht vom Ende der wunderbaren Reise Marokkos bei dieser Endrunde und einem sicheren Sieg des amtierenden Weltmeisters aus.
Unser Tipp:
Frankreich gewinnt mit 2:0, für dieses Resultat bietet 1Bet eine Quote von 6,50.
Noch nie standen sich die beiden Nationen in einem Pflichtspiel gegenüber. Von den bisher fünf Duellen gewann Frankreich drei, zwei Partien endeten mit einem Unentschieden, das Torverhältnis lautet 12:6. Rückschlüsse aus dieser Bilanz auf das WM-Halbfinale in Katar zu ziehen, sind allerdings nicht zielführend. Der letzte Vergleich, ein 2:2 in Saint Denis, liegt bereits 15 Jahre zurück.
Frankreich - Marokko Head-to-Head: Bilanz Statistik (c) tenniswetten.deMehrWeniger
Karim Benzema, Paul Pogba, N'Golo Kante, Christopher Nkunku, Presnel Kimpembe - die Liste der französischen Leistungsträger, die für die WM verletzt ausfielen, ist lang und würde wohl die Titelträume fast aller Nationen zerstören. Doch wie breit die Auswahl von Nationaltrainer Didier Deschamps aufgestellt ist, unterstreicht nicht nur der Semifinaleinzug 2022, sondern auch der Eindruck, den Les Bleus im laufenden Turnier hinterließen.
Freilich zeigte sich England im Viertelfinal-Klassiker mit dem fantastischen Mittelfeld feldüberlegen, doch kann Frankreich in der Spitze mit dem derzeit vermutlich weltbesten Fußballer Kylian Mbappe, Brachial-Neuner Olivier Giroud und Zaubertrickser Ousmane Dembele nicht nur eine unvergleichliche individuelle Qualität aufbieten, sondern auch den variantenreichsten Angriff aller WM-Starter. Und letztlich trafen die Franzosen gegen die Three Lions zweimal aus dem Spiel, während die Engländer nur vom Elfmeterpunkt scorten.
Schon davor war die Equipe Tricolore schier mühelos durch die Gruppenphase marschiert, auch in der ersten K.o.-Runde ließ man gegen Polen nichts anbrennen. Im Match um das Finalticket könnte Antoine Griezmann eine entscheidende Rolle zukommen, der anders als bei Atletico Madrid seinem Traumsturm mit unheimlichen Laufwegen als Bindeglied den Rücken freihält.
In der Defensive wirkt die Mannschaft jedoch anfällig. Auch Torwart Hugo Lloris offenbart immer wieder Schwächen in der Strafraumbeherrschung, bisher blieb er in keiner Partie ohne Gegentreffer. Und ob die französische Spielanlage, aus einem langsamen Aufbau im Mittelfeld überfallsartig zwei Gänge hochzuschalten und den Ball plötzlich vertikal zur Spitze durchzustecken, gegen taktisch extrem disziplinierte Marokkaner aufgeht, bleibt abzuwarten.
Andererseits wird sich der Betreuerstab seine Gedanken zum Gegner gemacht haben, mittlerweile darf das aggressive Defensivkonzept der Nordafrikaner jedenfalls keine Überraschung mehr darstellen. Und Didier Deschamps dürfte wissen, wie es geht. 13 seiner 17 WM-Spiele als Cheftrainer konnte er gewinnen, mit einer erfolgreichen Titelverteidigung würde er mit Luiz Felipe Scolari gleichziehen. Nur Helmut Schön, der Deutschland einst zu 16 WM-Siegen geführt hatte, bleibt vorerst unerreicht.
Nach den internen Querelen wenige Wochen vor Turnierstart, die Nationaltrainer Vahid Halilhodzic letztlich den Job gekostet hatten, ging man von den typischen Unruhen bei afrikanischen Mannschaften aus, die ein frühes WM-Ende mit sich bringen. Nicht einmal die kühnsten Optimisten hätten da nur ansatzweise auf ein erfolgreiches Abschneiden Marokkos gesetzt. Doch der neue Mann Walid Regragui holte die ausgebooteten Superstars Hakim Ziyech und Noussair Mazraoui zurück und beschwor in Rekordzeit einen unerschütterlichen Teamgeist.
Die Spielphilosophie des 47-Jährigen ist in drei Worten erklärt: eiserne defensive Disziplin. Die Löwen vom Atlas spielen weder besonders modern und schon gar keinen sehr ansehnlichen Fußball, agieren aber äußerst effektiv.
Mit ihrem konsequenten 4-1-4-1-System verfolgen sie allerdings keine bedingungslose Mauertaktik, sondern pressen im Verbund früh an und versuchen mit geschickten Fouls in sicherer Strafraumentfernung, den Spielfluss des Gegners permanent zu unterbinden. So gelingt es, das Spielgeschehen von der eigenen Gefahrenzone fernzuhalten, wie auch die Zahlen belegen: Von 45 gegnerischen Schüssen gingen nur neun auf das marokkanische Tor.
Bislang geht der Plan voll auf. Im gesamten Turnierverlauf scorte keine Mannschaft gegen Marokko, der einzige Gegentreffer fiel durch ein Eigentor. Turnierentdeckung Yassine Bono hielt bereits viermal die Null, fünfmal hatten dies bei vergangenen Endrunden lediglich Italien 2006 und Spanien 2010 geschafft. Beide Nationen krönten sich in der Folge zu Weltmeistern.
Umgekehrt glänzt Marokko bei den seltenen Offensivaktionen durch Effizienz. Aus fünf Großchancen erzielte man drei Treffer, alle gingen aufs Konto von Sevilla-Stürmer Youssef En-Nesyri.
Tobi hat die WM-Vorschau Frankreich - Marokko verfasst
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
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