Novak Djoković: Doppelter Karriere-Slam
Durch den Triumph bei den French Open hat Novak Djoković als erster Tennisprofi der Open Era jedes der vier Majors zumindest zweimal gewonnen. Dank seiner imposanten Leistungskurve scheint selbst ein Grand Slam für den Weltranglistenersten in diesem Jahr in Griffweite zu sein, vielleicht sogar der Golden Slam. Was er selbst dazu sagt? „Alles ist möglich."
Größtes Allround-Talent im Tennis
Am Sonntag setzte Novak Djoković nicht nur einen würdigen Schlusspunkt auf eine großartige Sandplatz-Saison. Der neue French-Open-Champion konnte zudem einmal mehr seine außergewöhnlichen Allround-Fähigkeiten in den Rekordbüchern dokumentieren. Mit dem Fünfsatz-Erfolg über Finalgegner Stefanos Tsitsipas in Roland Garros gewann die Nummer eins der Welt als erster Spieler in der Open Era jeden der vier Grand-Slam-Turniere zumindest zweimal.
Federer und Nadal mit je einem Karriere-Slam
„Selbstverständlich bin ich stolz auf diesen Meilenstein", erklärte der 34-Jährige nach der epischen, vier Stunden und elf Minuten dauernden Comeback-Schlacht gegen den griechischen Herausforderer auf dem Pariser Court Philippe-Chatrier. „Teil der Geschichte in jenem Sport zu sein, den ich so liebe, fühlt sich sehr inspirierend und erfüllend an."
– Novak Djoković über den Finalsieg in Roland Garros.
Obwohl sie jeweils 20 Einzeltitel bei den größten vier Turnieren im Circuit holen konnten, fehlt sowohl Roger Federer als auch Rafael Nadal ein Major-Triumph auf den doppelten Karriere-Slam. Der Spanier siegte 2009 zum ersten und einzigen Mal in Melbourne, der Schweizer gewann im selben Jahr in Paris.
Vor Djoković durften sich bereits Roy Emerson und Rod Laver über zwei Karriere-Slams freuen, allerdings vollendeten die beiden Australier diese gänzlich oder teilweise vor der offenen Ära, die 1968 begann.
Golden Slam schaffte bisher nur Steffi Graf
Selbst hält der Serbe nun bei 19 Major-Titel, schon in einem Monat könnte er in Wimbledon mit Federer und Nadal gleichziehen. Ein Triumph am heiligen Rasen des Londoner All-England-Clubs würde Djoković auch ein gewaltiges Stück näher an den „echten" Grand Slam bringen, die vier prestigeträchtigsten Tennis-Events in einem Kalenderjahr zu gewinnen.
Sollte er sein herausragendes, die ganze Saison über gezeigtes Niveau halten können, scheint selbst der Golden Slam nicht ausgeschlossen zu sein, der einen Turniersieg beim olympischen Tennisturnier von Tokio miteinschließen würde. Diese außergewöhnliche Errungenschaft gelang bisher einzig Steffi Graf 1988. Und Djokovic hat sowohl Olympia als auch die US Open in seinem Terminkalender vermerkt.Zweite Chance nach 2016
„Alles ist möglich", blickt der 84-malige Turniersieger voller Optimismus auf das verbleibende Tennisjahr 2021. „Nach allem, was ich aber bisher in meiner Karriere und in meinem Leben erleben durfte, hatte ich schon jetzt eine fantastische Reise. Ich bin in eine guten Position, auf den Golden Slam loszugehen. Aber die gleiche Ausgangslage hatte ich 2016. Damals endete das Vorhaben in der dritten Runde von Wimbledon."
Zudem weist Djoković auf den engen Turnierkalender in diesem Jahr hin. „Wir haben diesmal nur zwei Wochen zwischen dem Paris-Finale und der ersten Wimbledon-Runde. Das ist alles andere als ideal, weil wir uns auf einen völlig anderen Belag wechseln. Die Umstellung muss sowohl sanft als auch schnell und effizient erfolgen."
Kurz, nachdem die Entscheidung gefallen ist: Seinen emotionalen Moment in Roland Garros teilt Djoković mit den Fans auf Instagram.
Selbstbewusster Blick Richtung Wimbledon
Nach den starken Emotionen von Roland Garros will sich der Djoker aber ein paar Tage Pause gönnen, ehe er die Rasenschuhe schnürt.
Auch Coach Marián Vajda traut seinem Schützling alles zu: „Novak liebt es, in Wimbledon und New York zu spielen. Vor den French Open hatte ich größere Bedenken", gesteht der Slowake. „In den letzten zehn Jahren hat er vor Paris immer großartige Leistungen auf Sand erbracht, in Roland Garros wollte es aber nie so recht hinhauen. Doch jetzt ist er entspannt, gesund und in Form. Die Möglichkeit, den Grand Slam zu holen, besteht durchaus."
Big Three mit unterschiedliche Zugängen
Sollte er tatsächlich die letzten zwei Majors des Jahres gewinnen, würde Djoković an Federer und Nadal vorbeiziehen. Und so dominant sie zu Beginn ihrer Laufbahnen auch waren, sah der Weltranglistenerste seine beiden Dauerrivalen nie außer Reichweite. „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass es eine Mission Impossible wäre", so der Mann aus Belgrad. „Klar, ich bin noch nicht dort. Es trennt uns andererseits aber auch nur ein Major. Allerdings spielen sie noch - und wie! Vor allem Rafa hat aktuell ein unglaubliches Level."
– Novak Djoković glaubt daran, dass er Federer und Nadal in Sachen Major-Siege überholen kann.
Während Federer und Nadal stets betonen, ihre Motivation nicht in der ewigen Rekordjagd zu finden, treibe ihn das Streben, der Beste sein zu wollen, sehr wohl an, erklärt Djoković ganz offen. „Wir drei kämpfen alle um wunderbare Trophäen, jeder auf seine Art. Ich gehe dabei meinen eigenen, authentischen Weg." Und derzeit nimmt der Weg des frischgekrönten French-Open-Champions die eindeutig beeindruckendste Route - steil nach oben.