Novak Djokovic: Wettlauf nach Turin
Unter normalen Umständen wäre Novak Djokovic vermutlich noch die Nummer eins der Welt. Ein chaotisches Jahr ließ den Serben aber auf Platz sieben abstürzen. Nun benötigt der 21-fache Grand-Slam-Champion eine solide Hallensaison, um seine Teilnahme an den ATP Finals zu garantieren.
Keine Punkte für Wimbledon-Sieg
6740 Punkte hat Carlos Alcaraz aktuell auf seinem ATP-Konto. Noch nie schaffte es ein Spieler seit Einführung des Entry-Systems mit weniger Zählern an die Spitze der Weltrangliste. Zu Jahresbeginn nahm noch Novak Djokovic die Top-Position ein, seither ist er auf 3570 Punkte und Platz sieben im Ranking heruntergerasselt. Unter normalen Umständen wäre der Serbe aber wohl noch die Nummer eins.
Vier Masters-Turniere verpasst
Doch der Rasen-Klassiker an der Londoner Church Road stellt nur einen Grund für den Absturz des 21-fachen Grand-Slam-Champions dar. Schon bei den Australian Open im Januar hatte der Vorjahressieger 2000 Punkte verloren, weil er sich nicht gegen Covid-19 geimpft hatte und das Turnier nach einer einer Einreise-Posse letztlich verpasste.
Anschließend durfte Djokovic auch beim Sunshine Double in Indian Wells und Miami nicht antreten, wo insgesamt wieder 2000 Weltranglistenzähler ausgespielt wurden. Gleiches gilt für den nordamerikanischen Hardcourt Swing, allein die Masters-Events von Montreal und Cincinnati hielten für den Sieger abermals je 1000 Punkte parat.
Kein US-Open-Start ohne Impfung
Der die strikten Einreisebestimmungen der amerikanischen Behörden verhinderten auch einen Start bei den US Open in New York. Nach dem letzten Major des Jahres fielen Djokovic 1200 ATP-Punkte für den Einzug ins Finale 2021 aus der Wertung.
Fazit: Selbst wenn der Belgrader nur die Hälfte der angeführten Möglichkeiten zur Kontoauffettung genutzt hätte, was bei seiner Bilanz bei bei diesen Prestigeveranstaltungen eine mehr als realistische Einschätzung ist, würde er einigermaßen komfortabel vor der aktuellen Nummer eins Carlos Alcaraz liegen.
Ticket für ATP Finals wackelt
Freilich ist Djokovic durch die Verweigerung der Schutzimpfung gegen das Coronavirus hauptsächlich selbst für seine derzeitige Ranking-Situation verantwortlich. „Ich bin mit seiner Entscheidung nicht einverstanden, respektiere sie aber", setzte sich John McEnroe im Vorfeld der US Open für eine Ausnahmegenehmigung ein. „Novak ist einer der fittesten Spieler auf der Tour und achtet genau darauf, was er seinem Körper zufügt."
Wie geht es dem Handgelenk?
Ein zu dramatisches Schwächeln kann sich der 88-fache Turniergewinner aber nicht leisten. Sollte er während der Hallensaison aus den Top 20 fallen, was unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ist, würde Djokovic erst zum zweiten Mal seit seinem Debüt 2007 das Jahresabschluss-Event der ATP verpassen. Davon ist nicht nur die eigene Leistung abhängig, sondern auch die von jenen Spielern, die im Ranking in seiner unmittelbaren Nachbarschaft positioniert sind.
Diese Woche ist der Superallrounder bei einem zwar hochdotierten, aber für die Weltrangliste weniger lukrativen ATP250-Turnier in Tel Aviv im Einsatz. Beim Laver Cup letzte Woche in London klagte Djokovic allerdings über Schmerzen im Handgelenk der rechten Schlaghand, die letztlich zu den Niederlagen am Schlusstag in Doppel und Einzel beigetragen hätten. Die nächsten Wochen bleiben also spannend.