Gibt es im ersten Halbfinale des Herren-Einzelbewerbs keinen eindeutigen Favoriten, so sind die Rollen im Match um das zweite Endspielticket bei den 113. Australian Open klar verteilt. Nicht nur aufgrund der bisher gezeigten Leistungen hält Vorjaherssieger Jannik Sinner gegen Außenseiter Ben Shelton alle Karten in der Hand, abermals um den Titel beim ersten Grand Slam der Saison zu spielen.
Vor zwölf Monaten ging in Melbourne der Stern des Jannik Sinner so richtig auf. Der Italiener räumte am Yarra River drei Top-5-Leute aus dem Weg und feierte seinen ersten Triumph bei einem Major-Turnier. Doch die Saison sollte noch viel mehr für ihn bereithalten. Insgesamt acht ATP-Titel, darunter auch jenen bei den US Open, holte der Mann mit den blitzschnellen Schlägen bis zum Jahresende, zudem hatte er maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Titelverteidigung im Davis Cup.
Selbst eine drohende Dopingsperre konnte die Nummer eins der Welt zumindest sportlich nicht aus dem Konzept bringen, in 79 Matches 2024 ging Sinner 73-mal als Sieger vom Platz. Auf ein Vorbereitungsturnier zum Auftakt der neuen Spielzeit verzichtete der 23-Jährige bewusst, hatten ihm körperliche Defizite in den Jahren vor seinem großen Durchbruch doch immer wieder Rückschläge verpasst.
Der aus einer Tennisfamilie stammende Ben Shelton wiederum, der vor seiner Profikarriere den Weg über das College in Florida versucht hatte, vollzog seine erste Auslandsreise erst 2023 zu den Australian Open und sorgte mit seinem Viertelfinaleinzug gleich für Furore.
Im Vorjahr setzte er den rasanten Aufwärtstrend fort, gewann in Houston sein zweites ATP-Turnier und erreichte in Basel das Finale, die Matchbilanz von 42:26 kann sich ebenfalls sehen lassen. Der Start in die neue Saison verlief allerdings nicht wunschgemäß, musste Shelton doch gleich zum Auftakt des ATP250 in Auckland die Segel streichen.
Mit einer Gesamtspielzeit von 12:28 Stunden stand Jannik Sinner in den ersten fünf Runden fast zweieinhalb Stunden kürzer auf dem Platz als Shelton, insbesondere das Viertelfinale des Südtirolers dauerte nicht einmal halb so lang wie jenes seines Kontrahenten. Ob die körperliche Verfassung einen Ausschlag geben wird, bleibt allerdings abzuwarten, hat der US-Boy doch enorm an seiner Fitness gearbeitet.
Jannik Sinner gewinnt. Wer Ben Shelton zumindest einen Satzgewinn zutraut, ist gut bei Bet-at-home aufgehoben. Bei einem 3:1-Sieg des Wahlmonegassen multipliziert der Buchmacher den Einsatz mit 3,40.
Wettquoten vom 23.1.2025 – 10:30 Uhr – Bitte beachte, dass die Quoten der Buchmacher sich laufend ändern können / Der Quotenvergleich ist nur eine Auswahl der Redaktion / Es gelten die AGB der Anbieter / Wetten erst ab 18+ / Text von 22.1.2025 / Alle Angaben ohne Gewähr
Für die internationalen Buchmacher scheint ein neuerlicher Finaleinzug von Jannik Sinner außer Frage zu stehen. Wird für den Titelverteidiger eine Siegquote von 1,05 angeboten, so pendeln die deutlich attraktiveren Wettquoten für den Underdog zwischen 8,54 und 11,0.
Obwohl die beiden Kontrahenten altersmäßig nur 14 Monate auseinanderliegen, kann der Italiener auf eine wesentlich größere Erfahrung im Best-of-Five-Format verweisen. Tritt Sinner am Freitag in der Rod Laver Arena zu seiner 85. Grand-Slam-Partie an, so spielt Shelton erst sein 34. Match auf dieser Bühne. Auf der Profitour hat die Nummer 21 der Melbourner Setzliste bisher 130 Matches absolviert, der topgesetzte Favorit 348.
Auch die direkten Vergleiche geben dem Außenseiter wenig Anlass zur Hoffnung. Zwölf Sätze haben die beiden Halbfinalisten bisher gegeneinander gespielt, zehn gingen an Sinner, davon die letzten neun. Zwar hat sich Shelton zweifelsfrei spielerisch, physisch, wie auch mental weiterentwickelt, wie er mit 80 Prozent abgewehrter Breakbälle im Viertelfinale gegen Lorenzo Sonego unterstrich. Dennoch sprechen praktisch alle Faktoren für seinen Gegenüber.
Diese Ausgangsposition spiegelt sich auch in den Satzwetten der verschiedenen Wettportale wider, für ein 3:0 von Jannik Sinner gibt es lediglich Quoten von 1,60 bis 1,70.
Unser Tipp:
Auch das Expertenteam von tenniswetten.de geht von einer glatten Sache für den Wahlmonegassen aus. Wer Ben Shelton aber einen Satzgewinn zutraut, ist bei Bet-at-home gut aufgehoben, der dieses Ergebnis im Erfolgsfall mit 3,40 multipliziert.
Von den bisherigen fünf Duellen konnte der Amerikaner nur das erste für sich entscheiden, die einzige Begegnung auf Grand-Slam-Ebene gewann Sinner vor einem halben Jahr in Wimbledon in drei glatten Sätzen.
Was spricht für Australian Open Halbfinalsieg von Jannik Sinner?
Jannik Sinner steht zum 21. Mal im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers, schon früh wurde ihm attestiert, über alle Anlagen für die ganz großen Triumphe zu verfügen. Mittlerweile hat der Rotschopf aus Sexten, in der Kindheit noch italienischer Nachwuchsmeister im Riesentorlauf, dieses Versprechen eingelöst. Allein seine Siegquote bei den Saisonhighlights ist beeindruckend, bei keinem Grand Slam liegt sie unter 76 Prozent, die beste hält er in Melbourne mit 83,33 Prozent.
Im laufenden Turnier kam der Schützling des australischen Starcoaches Darren Cahill nur im Achtelfinale kurz in Bedrängnis, konnte aber die offensichtlichen gesundheitlichen Probleme in der brütenden Hitze der Rod Laver Arena letztlich überwinden und in vier Sätzen gewinnen.
Das Viertelfinalduell gegen Home Boy Alex de Minaur wurde gar zu einer Machtdemonstration, der Gummiwand aus Sydney überließ Sinner nur sechs Games. Damit hat der 23-Jährige seine letzten zwölf Matches im Melbourne Park für sich entschieden,
Sinner zählt zu den härtesten Hittern auf der Tour, mit seinen kurzen Ausholbewegungen sind die extremen Topspin-Schläge für den Kontrahenten kaum zu antizipieren. Obwohl er sich an der Grundlinie am wohlsten fühlt, hat er mehr Variantenreichtum in sein Spiel eingebracht, was den Weltranglistenführenden unberechenbarer und auf jedem Belag zu einem gefährlichen Gegner macht.
Was spricht für Australian Open Halbfinalsieg von Ben Shelton?
Zum zehnten Mal bestreitet Ben Shelton ein Grand-Slam-Turnier, nach den Semifinals in Melbourne und New York 2023 will er bei den diesjährigen Australian Open erstmals um den Titel spielen. Und obwohl Jannik Sinner am Yarra River seine beste Matchbilanz hat, stellt die Nummer 20 der Welt diese mit 84,62 Prozent noch in den Schatten.
Problemlos kam der Lefty aber diesmal in keiner Runde weiter, einzig zum Auftakt gegen Brandon Nakashima reichten drei Sätze, wenngleich sie allesamt knapp ausfielen. Im Viertelfinale schien Lorenzo Sonego nach den ersten zwei verlorenen Durchgängen gar das Kommando zu übernehmen, letztlich rang ihn Shelton nach 3:50 Stunden im Tiebreak des vierten Satzes nieder.
Wenn man das Waffenarsenal des Südstaatlers genauer analysiert, verfügt er über enormes, noch nicht ausgeschöpftes Potenzial. Allein das Service, unbestritten der wichtigste Schlag im Tennis, hämmert er regelmäßig mit 240 Sachen ins Feld, als Linksausleger bringt ihm der Aufschlag vor allem von der Vorteil-Seite ein zusätzliches Plus.
Sowohl mit der langen, flach geschlagenen, beidhändigen Rückhand, als auch dem Extrem-Topsin von der Vorhandseite setzt der Modellathlet seine Gegner von der Grundlinie aus unter Druck, er scheut aber auch nicht den Weg ans Netz. der Sohn von Ex-Profi Bryan Shelton lebt auch von Emotionen und versteht es bestens, das Publikum mitzureißen.
„Das Vierelfinalmatch war mein bisher bestes bei diesem Turnier. Ich habe gut serviert und habe in jedem Satz ein frühes Break geschafft, was wichtig für mein Spiel war", zeigte sich Jannik Sinner mit seiner Formkurve zufrieden und zerstreute Bedenken zu seiner Fitness.
„Die zwei Tage vor der Partie habe ich mich gut ausruhen können und fühle mich wieder vollkommen gesund."
– Jannik Sinner
Am Freitag erwartet ihn sein erstes Halbfinale als amtierender Champion. „Jedes Mal ist es anders. Der erste Titel ist immer speziell. Trotzdem bin ich natürlich sehr froh, wieder hier zu stehen. Man darf nie Dinge für selbstverständlich nehmen. Ich versuche immer, mein Bestes zu geben."
Die Australian Open zählen aber nicht nur wegen seines letztjährigen Erfolges zu seinen Lieblingsturnieren. „Ich mag die Bedingungen in Melbourne und das Publikum ist fantastisch und sehr respektvoll, obwohl ich gegen einen Lokalmatador gespielt habe. Ich will nur den Augenblick genießen und sehen, wie es läuft."
Gegen Ben Shelton erwartet Sinner ein hartes Match. „Er ist einer der besten Aufschläger auf der Tour, agiert sehr aggressiv und hat ein Allroundtalent, kann sowohl am Netz als auch von der Grundlinie spielen. Wir kennen uns ganz gut, es wird für beide nicht leicht." Dass sein Widersacher nichts zu verlieren habe, ändert für ihn wenig. „Ich bin mit der Rolle seit einiger Zeit konfrontiert. Jedes Match beginnt bei Null."
Ben Shelton war mit der Performance im Viertelfinale nicht ganz zufrieden. „Ich hatte vermutlich eine der schlechtesten Service-Leistungen in meiner ganzen Karriere, musste hart kämpfen und zu meinem Spiel finden. Aber es war auch mein erster Auftritt in der Rod Laver Arena, die Anpassung hat etwas gedauert."
Mit seiner gesamten Entwicklung zeigt er sich hingegen happy. „Diese Erfolge habe ich mir wirklich nicht erwartet, nachdem ich mit dem Football aufgehört hatte. Ich war ja körperlich immer etwas schwerer und und bin früher oft bei langen Matches müde geworden. Und jetzt habe ich eine Quote von 24:8 bei Grand Slams."
Die Erfahrung vergangener Turnier soll ihm nun helfen. „Als ich hier 2023 im Semifinale und bei den US Open im Halbfinale gestanden bin, hatte ich das Gefühl, dass alles perfekt sein müsste. Ich war ständig am Limit. Ich habe unglaublich aufgeschlagen, was mich durch die Turniere getragen hat. Inzwischen muss nicht alles rund laufen, um durchzukommen. Mein Return ist viel solider geworden und ich finde unterschiedliche Lösungen. Deine Grundschläge müssen gut genug sein, dass du zu 80 Prozent gewinnst, selbst wenn manche Dinge nicht gelingen."
Dass ihm die Verbindung zu den Zuschauern stets wichtig kist, will er nicht leugnen.
„Ich liebe es, auf großen Courts zu spielen und die Energie zu spüren. Aber dennoch darfst du den Fokus nicht verlieren und musst die Partien zu Ende spielen."
– Ben Shelton
Vor dem Weltranglistenersten hat er größten Respekt. „Wir alle wissen, was Jannik kann. Er ist Titelverteidiger und der beste Spieler der Welt. Das Match stellt eine großartige Gelegenheit dar zu sehen, wo ich stehe. Ich werde etwas aggressiver auftreten, kalkuliertes Risiko eingehen und Vertrauen in meine Schläge haben müssen. Das Geheimnis ist, es für den Gegner so ungemütlich wie möglich zu machen."
Tobi hat die Halbfinalvorschau Sinner - Shelton verfasst
Seit 25 Jahren bin ich als Sportjournalist für meinungsbildende überregionale Medien tätig und habe u.a. von Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Tennis-Grand-Slam-Turnieren vor Ort berichtet. Durch die Pressearbeit für nationale Sportverbände und Fernsehsender ist mir zudem auch die PR- und Kommunikationssparte der Branche bestens vertraut. Dem Tennissport fühle ich mich als passionierter Hobbyspieler nicht nur beruflich eng verbunden.
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