Novak Djokovic: Ende der G.O.A.T.-Debatte

tobi-redaktionTobi
Lesezeit ca. 3 Minuten

Mit seinem 22. Grand-Slam-Titel egalisierte Novak Djokovic die Bestmarke von Rafael Nadal. Seine fast makellose Performance bei den Australian Open verdeutlicht aber, dass der 35-Jährige den Tennissport weiterhin dominieren dürfte. Vielmehr stellt sich die Frage, wie viele Majors der Serbe noch gewinnen kann.

Beeindruckende Machtdemonstration

australian open logoVor einem Jahr wegen eines fehlenden Covid-19-Impfzertifikats noch aus dem Land abgeschoben, konnte Novak Djokovic diesmal seine Emotionen nicht in Zaum halten. Der Serbe hatte bis zum Finale der Australian Open nur einen einzigen Satz abgegeben, obwohl er nach eigenen Angaben gefürchtet hatte, aufgrund einer Verletzung am linken Oberschenkel frühzeitig aufgeben zu müssen.

Doch auch der Showdown in der Melbourner Rod Laver Arena gegen Stefanos Tsitsipas entwickelte sich zu einer puren Machtdemonstration. Dem durchaus gut spielenden Griechen gelang beim 3:6, 6:7 (4), 6:7 (5) in keiner Phase, die Kontrolle über das Finale zu erlangen. „Für mich ist die Niederlage nicht ärgerlich", gab sich Tsitsipas im Anschluss als fairer Verlierer. „Champions wie er sind sehr gut für den Sport."

stefanos-tsitsipas-vs-novak-djokovicTsitsipas vs Djokovic: Das Finale der Australian Open entschied der Serbe klar für sich.MehrWeniger

Botschaft an die Konkurrenz

Im Alter von 35 Jahren zeigt Djokovic auch keinerlei Anzeichen nachzulassen und meinte nach dem Turnier gar, dass einige seiner Auftritte bei den 111. Australian Open zu den besten seiner Karriere zählen würden. Definitiv zwei, drei Jahre würde er noch gerne auf der Tour spielen.

Ich verspüre noch immer eine Menge Motivation", klangen die Worte des mittlerweile 22-fachen Grand-Slam-Champions fast wie eine Drohung an die Konkurrenz.

Schauen wir einmal, wohin mich die Reise führt. Aber ich will hier nicht aufhören. Wenn ich mich körperlich fit und mental bereit fühle, weiß ich, dass ich gegen jeden Gegner bei jedem Major eine Chance habe."
– Novak Djokovic

Spiel ohne große Schwächen

Rafael Nadal hält wie er bei 22 Grand Sams, Margaret Court hat 24, Serena Williams 23. Eurosport-Experte Álex Corretja geht davon aus, dass Djokovic bald alleine an der Spitze des ewigen Rankings stehen wird. „Wenn du Novak fragst, ob er die 25 erreichen kann, wird er sicher sofort zustimmen", glaubt der ehemalige Weltranglistenzweite. „Er hat noch immer ein paar gute Jahre vor sich, es wird aber natürlich schwerer und schwerer." Ob selbst die 30 möglich sind? „Das wäre vielleicht zu hoch gegriffen. Aber ein paar Majors werden vermutlich noch hinzukommen."

novak-djokovic-bei-us-openMehrWeniger

Djokovic verstehe es auch im reiferen Tennisalter, permanent Druck auf seine Widersacher auszuüben, unabhängig vom Belag oder diverser Hürden, die er neben dem Court überwinden muss.

Sein Spiel weist kaum Schwächen auf, aber die Jungen pushen inzwischen gewaltig."
– Eurosport-Experte Álex Corretja

Kaum Verletzungssorgen

Auch John McEnroe kann sich nur schwer vorstellen, wie Djokovic nicht zumindest zwei, drei weitere Titel bei einem der vier größten Turniere im Kalender holen sollte.

Von den Big Three ist Novak garantiert der athletischste Spieler. Er regeneriert schneller als Roger Federer und Rafa Nadal es je getan haben. Bisher hatte er ja überhaupt keine gröberen Verletzungen in seiner Karriere."
– John McEnroe

Laut dem siebenfachen Major-Gewinner, der heute für Eurosport und ESPN arbeitet, hebt vor allem die beispiellose Hingabe diese drei Spieler vom Rest des Feldes ab. „Sie sind nicht nur talentierter, sondern auch hungriger, disziplinierter und ordnen alles dem Erfolg unter."

nadal-djokovic-federer-bester-spieler-1024x683MehrWeniger

Viele ATP-Punkte verloren

Mit seinem zehnten Triumph in Melbourne übernahm Djokovic vom in Melbourne abwesenden Carlos Alcaraz auch wieder die Führung in der Tennis-Weltrangliste. Dass er diese Position mehr als rechtfertigen kann, ist nicht nur in Anbetracht des jüngsten Triumphes logisch. Hätte er schon im Vorjahr seinen Titel verteidigen, in Wimbledon Ranking-Punkte bekommen und die US-Turniere bestreiten können, läge er längst mit großen Vorsprung an der Spitze.

RufzeichenUnd die Erfolge sprechen ohnehin für sich: Am Sonntag gewann der Wahlmonegasse am Sonntag sein 28. aufeinanderfolgendes Match in Melbourne, auf dem australischen Kontinent ist er seit 41 Partien ungeschlagen.

Margaret Court im Visier

Ist Novak Djokovic dementsprechend an jenem Punkt angelangt, an dem man ihn als Größten aller Zeiten bezeichnen darf? Vielleicht noch nicht, aber der Augenblick rückt unvermeidlich näher. Das finale Urteil kann wohl erst gefällt werden, nachdem er sein letztes Grand-Slam-Finale gewonnen hat.

An den immer verletzungsanfälligeren Nadal wird er bei der Anzahl an Grand-Slam-Trophäen womöglich schon in diesem Tennisjahr vorbeiziehen, selbst die beiden an Major-Einzeltriumphen vor ihm liegenden Damen Court und Williams sollte Djokovic in absehbarer Zeit einholen, wenn er die Performance der letzten Jahre nur annähernd aufrechterhalten kann.

Bei jedem Major Favorit

Fünf Monate vor Beginn der All England Championships ist bereits davon auszugehen, dass der Belgrader in Wimbledon als absoluter Turnierfavorit gelten wird. Und auch bei den im Spätsommer über die Bühne gehenden US Open in New York sollte er zu den größten Titelanwärtern zählen, falls die amerikanischen Behörden das Einreiseverbot für nicht gegen das Coronavirus geimpfte Ausländer bis dahin aufheben.

Während sich die Tennis-Community noch eine zeitlang mit der G.O.A.T.-Debatte beschäftigen dürfte, kann der offizielle Graveur Tennis Hall of Fame also schon einmal beginnen, den Namen Novak Djokovic ganz oben auf der Liste der Größten Spieler der Geschichte einzusetzen. Möglicherweise besteht ja bereits am 11. Juni Bedarf, dem Tag des Herrenfinales in Roland Garros.

Mehr Tennis News

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

MehrWeniger
Autor: Tobi
Letztes Update: