Hardcourt-Swing: Amerika schlägt zurück

tobi-redaktionTobi
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Vor genau 20 Jahren holte Andy Roddick bei den US Open den letzen Grand-Slam Titel für die Vereinigten Staaten im Herren-Einzel. Doch verdichten sich die Anzeichen, dass die einstige Tennis-Supermacht wieder an Schlagkraft gewinnt. Vor dem nordamerikanischen Hardcourt-Swing stellt tenniswetten.de fünf Hoffnungsträger vor.

Alcaraz und Djokovic weiter im Fokus

Im Hochsommer nimmt die ATP-Tour traditionell Abschied von den europäischen Sand- und Rasenplätzen und wechselt auf die nordamerikanischen Hardcourts. In Atlanta ging soeben die erste von sieben Turnierwochen am linken Ufer des Atlantiks zu Ende.

Tennisball US OpenIn dieser Woche steigt das ATP500 in Washington, gefolgt von den beiden Masters-Events in Toronto und Cincinnati, ehe auf der untersten Veranstaltungsebene in Winston-Salem das letzte Einschlagen vor den US Open in New York stattfindet.

Dass auch in sommerlichen Turnierzeit die Scheinwerfer auf Carlos Alcaraz und Novak Djokovic gerichtet sind, liegt auf der Hand. Das Duo belegt die Positionen eins und zwei in der Weltrangliste, holte die letzten fünf Grand-Slam-Titel und führt auch das Race zu den ATP Finals in Turin an.

US-Hochburg Atlanta

Mit dem Wechsel von Kontinent und Belag sollten aber auch andere Spieler in den Vordergrund treten, die auf dem harten Untergrund den Durchbruch anpeilen oder ihre Form wieder finden wollen. So ist auf Hartplatz immer mit Daniil Medvedev zu rechnen.

Aber auch die in den letzten zwei Jahrzehnten geprügelten Amerikaner setzen sich in der Heimat überdurchschnittlich oft in Szene, am Sonntag stemmte Taylor Fritz die Trophäe bei den Atlanta Open. Mehr noch: Bei allen 13 bisherigen Auflagen des ATP500 in der Hauptstadt des Bundesstaates Georgia stand zumindest ein US-Protagonist im Finale, zehnmal gewann am Ende auch ein Lokalmatador.

taylor-fritz-1024x683Taylor Fritz - hier auf Sand.MehrWeniger

Im Run-up auf die US Open präsentiert tenniswetten.de fünf hoffnungsvolle Talente aus der einstigen Tennis-Supermacht, auf die man in den nächsten Wochen unbedingt ein Auge werfen sollte.

  1. SEBASTIAN KORDA
  2. ALEX MICHELSEN
  3. FRANCES TIAFOE
  4. BEN SHELTON
  5. CHRISTOPHER EUBANKS

SEBASTIAN KORDA

Zu Saisonbeginn in Australien galt der 23-Jährige als echte Referenz auf Hartplätzen. In Adelaide stürmte der schlaksige US-Boy ins Finale, wo er Novak Djokovic in über drei Stunden bis ans Limit pushen konnte. Sein Lauf beim anschließenden ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres wurde erst im Viertelfinale durch ein lädiertes Handgelenk gestoppt, das die aktuelle Nummer 26 der Welt über weite Strecken der Saison außer Gefecht setzte.

Bleibt Sebastian Korda fit, kann er in den kommenden Wochen vor Heimpublikum explodieren. Mit seinen seidenweichen Punktschlägen, der knackigen Rückhand und dem donnernden Service scheint der Sohn des einstigen tschechischen Australian Open-Champions Petr Korda für schnelle Beläge wie geschaffen zu sein. Ein Lied davon singen können Dan Evans, Frances Tiafoe und Cam Norrie, die Korda vor einem Monat im Londoner Queen's Club nacheinander rauswarf.

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ALEX MICHELSEN

In den letzten Wochen zog ein aufstrebender Teenager die Schlagzeilen auf sich: Alex Michelsen stieß in Newport sensationell ins Finale vor. Die Saison startete der Kalifornier auf Rang 600 im ATP-Ranking, vor dem Rasenturnier auf Rhode Island war er bereits 250. der Welt. Inzwischen belegt er Position 134, die Top 100 sind in unmittelbarer Griffweite. Der 18-Jährige zeigte bei seinem Run in den Newport-Showdown mit brillanten Returns just jene Gabe, die auf schnellen Böden essenzieller ist als jedes andere Spielelement.

Doch zeichnet den Shootingstar weniger seine Athletik oder Schlagtechnik aus als der kluge Kopf. Eine derartige Shot Selection hat in seinem Alter Seltenheitswert, selbst dem zwei Lenze mehr zählenden Carlos Alcaraz kreiden strenge Beobachter gelegentliche Fehlentscheidungen im Ballwechsel als vielleicht einzige Schwäche an. Kann Michelsen dieses Niveau über die kommenden Monate halten, sollte auch der Erfolgslauf nicht so bald reißen - zumal er mit einigen Wildcards bei US-Events rechnen darf.

FRANCES TIAFOE

Wer könnte den entfesselten Run von Frances Tiafoe ins Halbfinale der US Open 2022 bloß vergessen haben, in dem der Sohn von Einwanderern aus Sierra Leone Carlos Alcaraz in einem Fünfsatz-Thriller an den Rand einer Niederlage brachte? „Big Foe", wie Tiafoe genannt wird, will seine blendende Hardcourt-Bilanz natürlich weiter aufpolieren, in diesem Jahr gewann er stolze 75 Prozent seiner 20 Matches auf festem Untergrund.

Der endgültige Durchbruch ist dem 25-Jährige in den vergangenen 18 Monaten definitiv gelungen, derzeit liegt Tiafoe dank seiner drei ATP-Titel 2023 in der Weltrangliste auf Platz zehn. Und die beste Zeit des Jahres auf seinem absoluten Lieblingsbelag steht noch bevor.

Ein Showman seines Kalibers ist zudem jederzeit in der Lage, die Fans auf der nordamerikanischen Hartplatz-Tournee zu elektrisieren, wie er es schon im vergangenen Jahr vorzeigte. Damaliges Fazit: zwei Semifinals, ein Viertelfinale.

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BEN SHELTON

Der 20-Jährige erlebt eine durchaus wechselhafte Saison. In seiner ersten vollen Spielzeit auf der großen Tour schmetterte sich Ben Shelton mit spektakulärem Tennis durch seinen Ast bei den Australian Open, das Retourticket aus Melbourne musste er auf den Tag nach seinem Viertelfinale umbuchen.

RufzeichenDanach gewann der Sohn von Ex-Profi Bryan Shelton allerdings nur mehr fünf von 20 Partien am Circuit. Dennoch gibt es gute Gründe, den Linksausleger in den anstehenden Wochen im Blick zu behalten. Einerseits passen Hardcourts zu Sheltons brachialem Service, der krachenden Vorhand und der ausgeprägten Physis.

Zum anderen ist Shelton ein Entertainer, der das Heimpublikum hinter sich bringt, sobald er die Arena betritt. Und letztlich sollte sich bei Turnieren in Amerika ein gewisser Wohlfühlfaktor einstellen, nachdem er in diesem Jahr sein Geburtsland zum ersten Mal überhaupt verlassen hatte.

Ingredienzien, die Saison doch noch positiv zu gestalten, sind also gegeben. Schließlich lag der Weltranglisten-43. vor einem Jahr noch jenseits der Top 200 - obwohl er damals mit Siegen über Lorenzo Sonego und Casper Ruud das Masters-Achtelfinale in Cincinnati erreicht hatte.

CHRISTOPHER EUBANKS

Vor sechs Jahren quälte sich der Spätzünder noch bei Futures und Challengern herum, in dieser Saison ging Chris Eubanks aber endgültig der Knopf auf. Seine Avancen in die Runde der letzten Acht in Miami bestätigte der Südstaatler mit dem Premierentitel auf Mallorca und dem Grand-Slam-Viertelfinale in Wimbledon. Als Nummer 29 der Welt sollte er bei den US Open sogar gesetzt sein.

Dank der einem Albatros nahekommenden Armspannweite verfügt der 2,01-Meter-Riese über einen der besten Aufschläge im Geschäft, der auf Hartplätzen naturgemäß zusätzliche Wirkung entfaltet. Die enorme Reichweite macht den 27-Jährigen auch am Netz nahezu unpassierbar, die dadurch für die Konkurrenz klein erscheinenden Ausmaße des Courts bekamen in dieser Saison schon die Top-20-Männer Stefanos Tsitsipas, Cameron Norrie und Borna Coric zu spüren.

Und amerikanische Zuschauer lieben aggressives Serve-and-Volley-Spiel, Eubanks sollte am US-Hardcourt-Swing daher automatisch zum Fanliebling avancieren.

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Autor: Tobi
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